, Bianchi Marco

Jubiläums-Viehschau macht Hütten zur Festhütte

Zum 100. Mal wurde der Höhepunkt im dörflichen Jahreskalender gefeiert: Die über die Region hinaus bekannte Hüttner Viehschau ist die grösste im Bezirk. Die Festlichkeiten dauerten von früh bis spät.

Die Rekordzahl von 487 Kühen und Rindern ist am Samstagmorgen an der 100. Hüttner Viehschau in den verschiedenen Abteilungen angebunden worden. Getrennt nach der Rasse Schweizer Original Braunvieh und der Züchtung Brown Swiss. Es folgt das «Einstellen». Die vier Preisrichter lassen sich die Tiere vorführen. Die Experten begutachten Euter und Becken und schauen sich das Fundament, wie die Beine im Fachjargon heissen, genauer an. Es ist eine Vorauswahl für die Prämierung, die um die Mittagszeit erfolgen wird.

Im Festzelt herrscht derweil schon ordentlicher Betrieb. Urban gekleidete Gäste und die urchig gekleidete Bauernzunft prosten sich zu. Roland Betschart, Präsident des Organisationskomitees, hat ein besonderes Dokument mitgebracht. Es ist ein in die Jahre gekommenes Buch mit dem Titel: «Protokolle der Genossenschaften für Viehprämierungen, gegründet 1919».

Erinnerungen an erste Viehschau

In fein säuberlicher Handschrift geschrieben, beginnt der Band mit der allerersten Vorstandsitzung für die allererste Hüttner Viehschau. «Der Vorstand beschliesst am 31. August 1919, die Hüttner Prämierung in acht Wochen abzuhalten». Offenbar sind damals mehrere Zeitungen im Dorf erschienen, denn weiter heisst es: «Die Publikation ist in allen drei Blättern zu erlassen.» Zur Viehschau vom 13. Oktober 1923 ist vermerkt: «Am Abend rückten die Aussteller zur Prämienverteilung ein, hie und da von der holden Bäuerin begleitet.» Betschart versorgt die Reminiszenz an vergangene Zeiten wieder und rückt am Gilet die rote Rose zurecht, die alle OK-Mitglieder zum Jubiläum tragen.

Zum 100-Jahr-Jubiläum sagt Roman Auer, einer der Preisrichter: «Nirgendwo sind Bauern und Gewerbler so eng verbunden wie in Hütten». Diese Zusammenarbeit bestehe eben schon seit einem Jahrhundert. Ein Blick auf die Gabenspender gibt ihm recht. Zusammen mit der Stadt Wädenswil treten vor allem lokale Unternehmen als Sponsoren auf. Peter Ledergerber, Vorstandsmitglied von Braunvieh Schweiz, lobt die einmalige Tradition und ist sich sicher, dass der Anlass weiterhin Bestand haben wird, obwohl er mahnt: «Es gibt in der Schweiz immer weniger Landwirte, die Milchvieh halten. Die Anzahl der Ausstellungen mit Milchvieh sei deswegen zurückgegangen.»

Andreas Gwerders 7. Streich

Die Stimmung unter den Schaulustigen könnte zu Beginn der Prämierung besser nicht sein. Nach rund anderthalb Stunden steht Andreas Gwerder als grosser Sieger fest. Der 32-Jährige landet im Rinder-Championat gleich einen Hattrick und belegt mit Allegra, Gracy und Ginger die Ränge 1 bis 3, und in der Rasse Brown-Swiss wird seine Pamela zur Miss Hütten gekürt. «Es ist in diesem Wettbewerb mein siebter Sieg in Folge», sagt er nicht ohne Stolz. Der Erfolg sei wegen des Jubiläums schon speziell. «Ich habe an unserem Fest noch nie so viele Leute und Tiere gesehen.»

OK-Chef Betschart siegt mit Jenny in einer der Schöneuter-Kategorien, Bei den Original Braunen wird Viola von Züchter Andreas Staub Miss Hütten. Für ihn bedeutet die Jahrhundert-Viehschau viel: «Generationen von Leuten haben mitgeholfen, diesen Anlass zu erhalten.» Man habe sich immer gut verstanden. «Krach hat es nur ganz selten gegeben.»

Folkloristischer Umzug

Seit dem 50-Jahr-Jubiläum 1969 ist auch der anschliessende Umzug durch das Dorf fester Bestandteil der Hüttner Viehprämierung. Für die Ehrenparade sind die an der Viehschau prämierten Tiere mit Treicheln, Girlanden und Blumen geschmückt. Trachtenfrauen und Trachtenkinder begleiten den Festzug. Die Hüttner Bevölkerung und die vielen angereisten Gäste stehen Spalier. Sie applaudieren den Bauern und ihren Prachttieren zu. Vor dem Gasthaus Schöntal gibt es einen Umtrunk und Käsehäppchen, danach geht es für die Tiere auf den Heimweg und für ihre Fans zurück zum Festgelände, wo das Jahrhundertfest noch lange und ausgiebig gefeiert wird.

Quelle: zsz.ch

Offizielle Rangliste der Viehprämierung: viehpraemierung_huetten_2020.pdf